INTERVIEW MIT LEA PAESSENS - CEO VON OSWALD

INTERVIEW MIT LEA PAESSENS - CEO VON OSWALD

Lea Paessens führt seit 1. Juli 2022 das Schweizer Traditionsunternehmen Oswald

Im nachfolgenden Interview mit Lea Paessens erfahren Sie mehr als ein bisschen kalte Vorspeise auf einem kleinen strahlend weissen Teller. Im persönlichen Gespräch gewährt sie uns Einblicke zu Arbeit und ihrer Person. Viel Spass.


Zur Person

Lea Paessens ist 1985 geboren und führt seit 1. Juli 2022 als CEO das Schweizer Traditionsunternehmen Oswald mit ca. 300 Mitarbeitenden. Sie ist verheiratet und Mutter von 2 Kindern und lebt mir Ihrer Familie im Raum Zürich. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit ihrer Familie, beim Sport und feinem Essen mit Freunden.

Karriere

Lea startete ihre Karriere 2010 bei Unilever und bringt weitreichende Erfahrungen im Bereich Nutrition mit. 2017 übernahm sie die Position Head of Marketing Foods und war entscheidend an der Neugestaltung der Zukunft der „Knorri“ beteiligt. In ihrer letzten Position war sie zudem für die Strategie und Transformation des Nutrition-Bereichs in D-A-CH verantwortlich und hat in dieser Funktion die Arbeit an der Portfoliogestaltung sowie der weiteren Schärfung der gesamten Ernährungsstrategie geleitet.

Lea PaessensLea Paessens

Interview

Welche 5 Wörter beschreiben dich am besten?
Mein Purpose: «Herausforderungen sind meine Sprungbretter».

Was wolltest du als Kind/ junge Frau unbedingt werden?
CEO, ja, ernsthaft (und lacht)!
Während unseres Klassenlagers im Gymi haben wir zum Thema Wirtschaft ein Planspiel gemacht. Dabei bestand die Aufgabe, eine Firma aufbauen, was ziemlich gelungen ist. Ich war Teamleiterin und das ganze Spiel und Planung hat mir enormen Spass gemacht.

Was sind die wichtigsten Erfahrungen und Entscheidungen für deine bisherige Karriere?

Meine wichtigste Erfahrung im Leben ist, dass alles, was passiert, auch etwas Positives hat. Wenn ich mich auf dieses Positive fokussiere, scheinen Herausforderungen sofort deutlich machbarer. Und eine Herausforderung ist immer auch eine Chance, etwas anders, neu und besser zu denken.

Eine wichtige Erfahrung in der Rolle als Marketing und Sales Verantwortliche war zudem, Konsument:innen und Kund:innen wirklich zu kennen und zu verstehen lernen wollen. Nur wenn man aktiv zuhören und sie wirklich verstehen will, kann man die essenziellen Insights ableiten, um erfolgreiche Produkt-, Verkaufs- und Marketingkonzepte zu erstellen.

Eine meiner wichtigsten Entscheidungen für meine Karriere war, dass ich mich entschloss, nach der Geburt unseres ersten Kindes im Teilzeitmodell bei einem Arbeitspensum von 80% - 90% tätig zu sein und dabei immer in Rollen zu arbeiten, die mich fordern. Das braucht einen radikalen Fokus auf die wichtigen Dinge und die volle Präsenz im Moment sowie ein Unterstützungs-Netzwerk.

Was sind deine beruflichen Ziele?

In den kommenden Jahren werde ich meinen vollen Fokus darauflegen, gemeinsam mit dem Oswald-Team nachhaltig zu wachsen. Damit meine ich das individuelle Wachstum jeder und jedes Einzelnen, aber natürlich auch das Gesamtunternehmen.

Das wird uns gelingen, indem wir uns konsequent auf die Bedürfnisse unser bestehender und potenzieller Konsument:innen fokussieren und unsere Produkte entsprechend weiterentwickeln, zum Beispiel zu den Themen Natürlichkeit oder Regionalität. Hier haben wir mit unseren Naturschätze- und Heimatschätze-Linien bereits eine wachsende Basis geschaffen, haben aber sicher noch viel Potenzial.

Welche Vorbilder hast du?

Paul Polman, der ehemalige CEO von Unilever. Weil er seine ganze Power für eine Sache einsetzt und damit eine unwahrscheinliche Zugkraft entfaltet.

Meine Oma, weil sie ihr ganzes Leben so verbracht und alles gemacht hatte, wie sie es wollte. Trotz den damaligen Hindernissen und Schwierigkeiten, hatte sie eine Familie gegründet, als Unternehmerin gearbeitet, auch nach der Geburt ihres Sohnes. Sie war eine liebevolle und starke Persönlichkeit, die genau wusste, was sie wollte, war weltoffen und verlor ihre Ziele nie aus den Augen. Das beeindruckt mich heute noch.

Hand aufs Herz, wer bist du, Lea?

Mmmh, wer bin ich. Kurzes Schweigen.

Ich bin ein sehr positiver Mensch. Ich sage gerne und oft «Fortunately» (dt. „zum Glück») – zum einen, um mir immer wieder bewusst zu machen, wie gut es mir und uns geht, zum anderen, um auch in schwierigen Situationen etwas Positives zu finden. Bereits als Kind habe ich meine Mutter verloren. Zusammen mit meinem Vater begleiteten wir sie während ihrer Krankheit in der Sterbeklinik. Wenn immer möglich, genossen wir unsere gemeinsame Zeit, lachten und teilten jeden positiven und auch schwierigen Moment. Oft konnten Menschen in der Klinik unser Lachen nicht ganz nachvollziehen und wir ernteten dafür kritische Blicke. Für uns waren diese Momente aber unglaublich wertvoll und gaben uns die notwendige Energie für die schwierigeren.

Der Fokus auf Positives schenkt Energie, das spüre ich klar. Auch bei Problemen oder Herausforderungen konzentriere ich mich darum zumindest im ersten Schritt auf Positives.

Das bedeutet nicht, dass ich naiv an die Sache herangehe oder Probleme nicht wahrhaben möchte. Aber der erste positive Schub schafft den Raum für die Auseinandersetzung mit der Herausforderung und Lösungsansätze.

Was würdest du heute als junge Frau dem Kind Lea raten?
Hey Lea, hab etwas mehr Geduld mit dir selbst. Gehe Dinge auch mal etwas lockerer an und nimm die Arbeit nicht immer ganz so ernst.

Welche Tipps hast du allgemein für junge und ambitionierte Frauen?

Ganz allgemein Menschen am Anfang ihrer Karriere würde ich raten: Investiert Zeit darin, herauszufinden, was euer Purpose – der Sinn und Zweck, die innere Treibkraft und Beweggrund für euer Tun ist. Testet insbesondere in der frühen Phase eurer Karriere verschiedenes. Das dritte Praktikum in der gleichen Branche oder die zweite Rolle in der gleichen Abteilung bringt wenig Erkenntnisgewinn. Versucht früh herauszufinden, was euch an einem Job Energie schafft und was euch diese nimmt. Dann sucht gezielt nach Rollen, die viel Energie geben und in denen ihr über euch hinauswachsen könnt. Das ist viel wichtiger als Titel oder die Stellung.

Spezifisch an junge Frauen und Mamis würde ich den Rat richten: Eine Karriere auch mit kleinen Kindern ist absolut machbar. Ich arbeite als CEO Teilzeit in einem Pensum von 90 Prozent und habe zwei kleine Kinder. Ich werde ständig ungläubig gefragt, wie das denn gehe – und zwar auch von Frauen. Viele von Ihnen können sich nicht vorstellen, dass man mit Kindern CEO sein kann, schon gar nicht in Teilzeit, aber das geht!

Wie entspannst du dich nach einem anstrengenden Arbeitstag?

Meine Familie und insbesondere unsere Kinder lassen jegliche Gedanken an die Arbeit schnell vergessen. Da reicht ein kurzer Blick, ein fröhliches Lachen, eine Umarmung, um jeden Gedanken an die Arbeit verblassen zu lassen. In diesen Momenten versuche ich auch wirklich, voll präsent zu sein und wirklich nicht zu Multitasken.

Ich liebe Sport (Velofahren, Laufen und Schwimmen), den ich allerdings zeitlich momentan eher in die Morgenstunden quetsche.

Was macht Oswald für dich einzigartig?

Die wirklich hervorragende Qualität von Zutaten und Rezepturen, kombiniert mit einem riesigen Vorteil: maximale Kundennähe im Tagesgeschäft. Wir sprechen pro Tag mit über 500 Kundinnen und Kunden. Das gibt uns eine einzigartige Möglichkeit Emotionen zu transportieren, einen Dialog zu führen und wichtiges Feedback zu bekommen.

Im Moment ist dieses Feedback von unseren Bestandeskunden auch in weiten Teilen positiv: Unsere Kundinnen und Kunden sagen, dass sie sehr zufrieden sind mit uns, ja, dass wir für sie ein Heimatgefühl bedeuten. Sie nennen uns aber auch immer wieder Verbesserungspotenzial wie zum Beispiel bei den Versandkosten. Aufgrund dieses Feedbacks haben wir die Schwelle für Versandkostenfreie Lieferungen im Herbst auf CHF 50 gesenkt.

Was ist dein Lieblingsgericht und was ist dein Lieblingsprodukt von Oswald?

Meine Lieblingsprodukte von Oswald, sind Dolce Vita Naturschätze, welcher mich vor allem mit dem unglaublich feinen Tomatengeschmack in den Süden Italiens schwelgen lässt, die sehr geschätzte Végétal Bouillon Naturschätze und oh, der Balsamico Rosè, denn welch' Wunder, meine Kinder essen neuerdings mit Vergnügen Salat!

Wenn es mal schneller gehen muss, stehen bei mir als Lieblingsgerichte ein Salade Niçoise oder ein Teller Pasta mit einer gut eingekochten Tomatensauce und viel Chili auf dem Tisch. Wenn mehr Zeit ist, geniesse ich am liebsten einen Wolfsbarsch in Salzkruste aus dem Ofen.

Die Lieblingsprodukte von Lea